Tanjas Usability Blog

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Wahrnehmung: Gesetz der Einfachheit

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Das Gesetz der Einfachheit besagt, dass das menschliche Gehirn Formen so interpretiert, dass sie möglichst einfach erscheinen und leicht zu beschreiben sind. Es wird auch als das Gesetz der guten Gestalt oder Prägnanzgesetz bezeichnet.

Beispiel:

Figur zur Veranschaulichung des Gesetzes der Einfachheit

Abbildung 1

Figur zur Veranschaulichung des Gesetzes der Einfachheit

Abbildung 2

Beim Ansehen der Abbildung 1 erkennen wir automatisch zwei übereinandergelegte Quadrate, wie es in Abbildung 2 visualisiert ist. Die komplizierten Dreiecksstrukturen, die am Rand der Figur enthalten sind, erkennen wir nur mit Anstrengung.

Das Gesetz der Einfachheit als Meta-Gesetz

Das Gesetz der Einfachheit ist ein allgemeines Prinzip, das man als übergeordnetes Gesetz der Wahrnehmung verstehen kann. Die anderen Gestaltgesetze der Wahrnehmung wie das Gesetz der Nähe, das Gesetz der Ähnlichkeit usw. sorgen dafür, dass Einfachheit als übergeordnetes Prinzip wirken kann.

Unser Bewusstsein kann sich immer nur auf eine von mehreren möglichen Wahrnehmungsalternativen einstellen. Deshalb können wir Sinneseindrücke nicht gleichzeitig in verschiedenen Bedeutungen sehen. Im Bewusstsein ist also nur Raum für eine einzelne Bedeutung, weswegen die Wahrnehmung so unflexibel erscheint. Dieses Limit ist so grundlegend, dass es selbst bei vergleichsweise einfachen Dingen wirkt.

Die Gestaltgesetze bewirken, dass aus der Vielzahl an Interpretationen eines Reizes diejenigen ausgewählt werden, die der Verstand am leichtesten handhaben kann. Das Sehen nach den Gestaltgesetzen reduziert die kognitive (= das Denken und Entscheiden betreffende) Belastung und sorgt dadurch dafür, dass wir schnell reagieren können.

Bedeutung des Gesetzes der Einfachheit für das Webdesign

Aus dem Gesetz der Einfachheit ist eine wichtige Empfehlung fürs Webdesign abzuleiten: Gestalte die Dinge möglichst einfach und eindeutig. Dadurch erhält die Website ein  wahrnehmungsfreundliches Design. Elemente sollten symmetrisch und systematisch angeordnet sein. Eine klare visuelle Abgrenzung der Informationseinheiten ist sinnvoll. Außerdem sollte insgesamt eine nicht zu hohe Anzahl von Informationseinheiten präsentiert werden. Ein Layout, das diesen Kriterien entspricht, wird von den Nutzern als übersichtlich und häufig auch als ästhetisch ansprechend beurteilt.

Das Gebot der Einfachheit lässt sich im Layout bzw. dem Gestaltungsraster von Webseiten besonders schön veranschaulichen. Nutzerfreundliches Layout hat die Aufgabe, dem Leser eine schnelle, sichere Orientierung in den Inhalten zu ermöglichen, Blickbewegungen zu steuern, ihn Wichtiges erkennen sowie Grenzen und Gruppierungen verstehen zu lassen. Das gilt sowohl auf einer Bildschirmseite – also dem sichtbaren Ausschnitt – als auch auf einer Seite in ihrer Gesamtlänge, die ja auch mehrere Bildschirmseiten betragen kann.

Auf den folgenden Screenshots habe ich die Informationseinheiten, die das Gehirn nach dem Gesetz der Einfachheit bildet, durch grau eingefärbte Kästchen visualisiert.

Sportschau.de

Gesetz_Einfachheit_Sportschau_Informationseinheiten

Screenshot Sportschau.de

Bei Sportschau.de sind die Informationseinheiten symmetrisch angeordnet. Die drei unteren Blöcke haben die gleiche Größe.

Sport.de

Screenshot Sport.de

Screenshot Sport.de

Sport.de hat eine höhere Anzahl an Informationseinheiten, die stark in der Größe variieren und weniger symmetrisch angeordnet sind. Dadurch wirkt das Layout unübersichtlicher als das von Sportschau.de.

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