Gestern habe ich den Usability-Kongress in Frankfurt am Main besucht. Wie schon letztes Jahr hatte ich auch diesmal ein Tagesticket bei einer Verlosung gewonnen. Im schicken Sheraton Frankfurt Congress Hotel gab es praxisorientierte Vorträge über Usability und User Experience.
Der Großteil der Vorträge beschäftigte sich mit dem zurzeit sehr aktuellen Thema der Benutzerfreundlichkeit von Websites für mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Denn nicht nur am stationären PC sollen die Nutzer in den Genuss einer hohen Usability kommen.
Gerätehopping: Internet auf allen Kanälen
Viele Menschen nutzen mehrere Geräte für den Internetzugriff. Unterwegs wird das Smartphone genutzt und der stationäre PC ist für die intensive Internetnutzung gut geeignet. Tablets gehören zwar zu den mobilen Endgeräten, kommen aber meistens zuhause auf dem Sofa zum Einsatz.
Responsive Design – Usability für jedes Endgerät
Mit der zunehmenden Beliebtheit von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets wird auch das Thema Responsive Design immer wichtiger. Da verwundert es auch nicht, dass bei mehreren Vorträgen über Projekte berichtet wurde, bei denen Responsive Design zum Einsatz kam.
Bei Responsive Design handelt es sich um einen Ansatz zur Erstellung von Websites, die auf die Eigenschaften des jeweils benutzten Endgeräts reagieren können. Die Darstellung einer Website orientiert sich an den Anforderungen des jeweiligen Gerätes, mit dem die Seite betrachtet wird. Dies betrifft insbesondere die Anordnung einzelner Elemente, wie beispielsweise Navigationen, Seitenspalten und Texte. Durch Responsive Design passt sich die Anordnung der Elemente den verschiedenen Displaygrößen und Auflösungen an. Als Beispiel für den Einsatz von Responsive Design kann dieses Blog dienen. Es basiert auf dem WordPress-Theme Yoko. Wenn man die Größe des Browserfensters verkleinert oder ein Smartphone benutzt, werden die Elemente anders angeordnet. Das ursprünglich dreispaltige Layout wird zweispaltig oder einspaltig. Die technische Basis für Responsive Design sind neue Webstandards wie HTML5 und CSS3.
App oder mobiles Web mit Responsive Design?
Jens Schmidt von der Internetagentur Moccu stellte Apps für mobile Betriebssysteme wie iOS oder Android dem mobilen Web gegenüber. Apps sind in der Entwicklung relativ aufwändig, weil für jedes mobile Betriebssystem eine eigene Version der App programmiert werden muss. Das mobile Web dagegen basiert auf HTML5 und den Media Queries – ein CSS3-Konzept. Responsive Design ermöglicht es, nur ein einziges Frontend für alle Geräte, Auflösungen und Browser zu entwickeln. Das spart Betriebs- und Entwicklungskosten, wie Matthias Eckert vom Schwab Versand erläuterte. Media Queries erlauben unterschiedliche Designs in Abhängigkeit von bestimmten Eigenschaften des Ausgabemediums. Durch Media Queries werden beispielsweise Gerätegröße und Bildschirmauflösung abgefragt. Da die Elemente an die Geräte angepasst werden, gibt es beim Responsive Design keine festen Schriftgrößen, keine festen Bildgrößen und das Seitenraster ist dynamisch.
Beispiele für Responsive Design mit Screenshots der unterschiedlichen Auflösungen gibt es auf der Website Media Queries.
Bei der Vorstellung der Projektbeispiele wurde von allen Sprechern betont, wie wichtig die kontinuierliche Zusammenarbeit von IT, Design und Business ist, wenn man Responsive Design einsetzt. Auch die Nutzer sollten frühzeitig einbezogen werden – zum Beispiel durch User-Tests. Es wurde empfohlen, zuerst die mobile Variante zu entwickeln, weil die Fokussierung aufs Wesentliche besser gelingt als wenn man zuerst die PC-Variante entwickelt.
Shop-Optimierung – Usability in Online-Shops
Benjamin Uebel von der Userlutions GmbH berichtete über das Testing-Tool RapidUsertests.com, über das Nutzer in ganz Deutschland von zuhause aus Websites auf Benutzerfreundlichkeit testen. Unternehmen können damit preisgünstig Usability-Tests durchführen und erhalten schnell aussagekräftige Ergebnisse. Aus den Fragestellungen der Kunden des Testing-Tools RapidUsertests.com hat Userlutions ein Modell zur Shop-Optimierung entwickelt. Als Beispiel wurde eine Studie vorgestellt, bei der die Suchfunktion von vier Elektronik-Shops untersucht worden ist. Dabei kam heraus, dass bei 26 bis 46% der Eingaben den Nutzern keine passenden Ergebnisse angezeigt wurden, obwohl entsprechende Produkte im Online-Shop vorhanden waren. Benjamin Uebel betonte, dass gerade bei Online-Shops mit einem großen Sortiment die interne Suchfunktion für den wirtschaftlichen Erfolg des Shops von entscheidender Bedeutung ist. Als Positiv-Beispiel wurde die Suchfunktion von Amazon genannt, in die Auto-Suggestions integriert sind – eine Funktion, die bei der Eingabe alternative Suchbegriffe vorschlägt.
Um Erfolgsfaktoren auf Produktdetailseiten ging es in einer Befragung, deren Ergebnisse Anja Weitemeyer von eResult vorstellte. Eine Kano-Analyse deckte auf, welche Funktionen die Kunden beim Online-Kauf von Mode erwarten und welche sie begeistern. Die Kano-Analyse ist eine Methode aus der Zufriedenheitsforschung. Danach werden zum Beispiel Basisfaktoren, Leistungsfaktoren und Begeisterungsfaktoren unterschieden. Die Ergebnisse einer Kano-Analyse sind wichtig für die Prioritätensetzung der Umsetzung von Features. Zuerst müssen die Basisfaktoren gut umgesetzt sein, da beim Kunden sonst Unzufriedenheit entsteht. Danach sollten die Leistungsfaktoren umgesetzt werden. Im letzten Schritt der Shop-Optimierung können Begeisterungsfaktoren integriert werden. Das sind Features, mit denen der Kunde nicht unbedingt rechnet, die ihn aber begeistern.
Auf der Produktdetailseite sollen Hemmungen vorm Online-Kauf abgebaut werden. Denn die Produktdetailseite ist die letzte Hürde auf dem Weg zum Warenkorb. Bei Mode ist es wichtig, die Produkte im Internet erlebbar zu machen. Da wundert es nicht, dass sich die Zoomfunktion als wichtigster Leistungsfaktor herauskristallisiert hat. Denn anhand der Zoomfunktion lassen sich die Details des Kleidungsstücks ganz genau betrachten.
Fazit zum Kongress
Durch meinen Besuch auf dem Usability-Kongress habe ich einiges über die die aktuellen Themen der Branche erfahren. Besonders zum Thema Responsive Design erfuhr ich Neues und die Projektbeispiele dazu gewährten mir einen Einblick in die Praxis. Auch die Vorträge zur Shop-Optimierung fand ich sehr interessant – aber das ist ja kein Wunder, wenn man mehrere Jahre im E-Commerce gearbeitet hat. Alles in allem bin ich froh, dass ich die Chance gehabt habe, den diesjährigen Usability-Kongress zu besuchen und mein Usability-Wissen zu erweitern.
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