Tanjas Usability Blog

Blog über meine Weiterbildung zum Thema Web Usability


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Mit visuellem Guiding den Blickverlauf steuern

In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie man Nutzer visuell durch eine Seite führen kann. Wie im Beitrag über die Wahrnehmung beschrieben, läuft die Informationsaufnahme in der Orientierungsphase reizgesteuert ab. Daher werden große, bilddominante, laute und bewegte Elemente mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wahrgenommen.

Einsatz von Animationen
Dass bewegte Elemente vom Nutzer sehr wahrscheinlich wahrgenommen werden, heißt jedoch nicht, dass man unbedingt Animationen einsetzen sollte. Weil Informationen in der Orientierungsphase nur sehr schnell und oberflächlich beurteilt werden, laufen animierte Bildelemente Gefahr, vom Nutzer direkt in die Kategorie „Werbung = unwichtig“ eingeordnet zu werden. Außerdem ziehen Animationen permanent Aufmerksamkeitsressourcen ab. Daher sollten Animationen nur sehr gezielt und sparsam eingesetzt werden.

Mit Bildern den Blickverlauf  steuern
Bilder sind sehr gut dazu geeignet, den Blickverlauf der Nutzer zu steuern. Allerdings ist die richtige Bildauswahl entscheidend. Besonders wenn es um Startseiten geht, ist es besser, wenige große Bilder einzusetzen als viele kleine Bilder. Sie sind vom Nutzer schnell zu erfassen und werden aufgrund ihrer Größe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wahrgenommen. Das ausgewählte Bildmotiv sollte sich eindeutig auf das Thema der Website beziehen und den Nutzer idealerweise auf das Thema emotional einstimmen. Beim Einsatz mehrerer ähnlich großer Bilder konkurrieren diese um die Aufmerksamkeit des Nutzers und es ist schwer vorherzusagen, welchem Bild der Nutzer mehr Aufmerksamkeit widmen wird.

Wenn man die Reizstärke der Teaser erhöhen möchte und es zur Thematik der Seite passt, kann man zusätzlich mit bekannten Schlüsselreizen arbeiten:

  • Kindchenschema
  • erotische Motive
  • Augen/Gesichter
  • Warnfarben (schwarz-gelb, hochgesättigtes Rot)

Visuelles Guiding in der aufmerksamkeitsgesteuerten Nutzungsphase
In der zweiten Phase der Informationsaufnahme nimmt der Nutzer vor allem Texte, Navigationsleisten und Sucheingabefelder wahr. Daher sollten diese Elemente möglichst schnell und intuitiv zu finden sein. Hier spielt die erwartungskonforme Platzierung eine wichtige Rolle. Denn neben der Reizstärke der Seitenelemente beeinflussen erlernte Wahrnehmungsmuster, wo der Blick des Nutzers zuerst hinfällt und welche Bereiche der Seite ignoriert werden.

Bei der Internetnutzung wird man im Laufe der Zeit auf viele Websites stoßen. Dadurch „lernt“ man, wo bestimmte Elemente typischerweise platziert sind. Da sich die Suchfunktion bei vielen Shops im Kopfbereich der Seite befindet, wird man in einem noch nie zuvor besuchten Shop ganz unbewusst in den Kopfbereich der Seite schauen, wenn man die Produktsuche ausfindig machen will. Um eine hohe Usability zu gewährleisten, sollten funktionale Elemente wie Navigationsleisten, Suchfelder und Warenkorb immer erwartungskonform platziert werden. Doch wo erwarten die Nutzer welche Elemente? Zu diesem Thema gibt es die Grundlagenstudie „Imagery-Studie II – Nutzergerechte Gestaltung von Homepages„. Man kann aber auch selbst eine kleine Wettbewerbsanalyse durchführen und überprüfen, wo andere Unternehmen der Branche welche Elemente platzieren.


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Wie funktioniert die Wahrnehmung?

Handlungen wie Klicks auf Buttons oder Links sind das Ende eines Prozesses. Zuerst mussten die Elemente der Website (Bilder, Texte, Links usw.) wahrgenommen werden. Das Gehirn hat die Informationen dann verarbeitet und strukturiert, interpretiert und als wichtig oder unwichtig bewertet. Die als unwichtig bewerteten Informationen werden sehr schnell ausgeblendet. Am Ende entscheidet man sich dann für den Link, der den größten Erfolg beim Erreichen des Ziels (z. B. eine neue Polsterecke kaufen) verspricht. Um zu verstehen, warum Website-Nutzer bestimmte Links anklicken oder auch nicht, muss man sich mit den vorgelagteren Vorgängen der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung beschäftigen.

Wie funktioniert die Informationsaufnahme?
Wahrnehmung ist ein aktiver und selektiver Vorgang. Das periphere Gesichtsfeld hat einen weiten Radius und dient vor allem dazu, Reflexe auf Bewegungen in der Umwelt auszulösen. Es ist nicht in der Lage, Detailinformationen wahrzunehmen. Die Informationsaufnahme läuft vor allem reizgesteuert und reflexhaft ab.

Das zentrale Gesichtfeld ist für die Wahrnehmung von Detailinformationen zuständig und leitet diese Informationen zur bewussten Informationsverarbeitung weiter. Allerdings ist der Radius des zentralen Gesichtfeldes relativ klein. Nur was in die Zone der höchsten Sehschärfe gelangt, kann bewusst wahrgenommen werden. Diese Zone ist etwa so groß wie eine 1-Euro-Münze. Alles, was außerhalb dieser Zone liegt, fällt in den Zuständigkeitsbereich des peripheren Gesichtsfelds.

Wie funktioniert die Informationsaufnahme beim Erstbesuch einer Website?
Beim erstmaligen Besuch einer Website muss sich der Nutzer zuerst orientieren. Er „scannt“ mit seinen Augen die Seite ab. In dieser Phase der Informationsaufnahme – der Orientierungsphase – sind reizstarke Seitenelemente wie Bilder oder Überschriften im Vorteil, da sie den Blick des Nutzers auf sich ziehen (Blickfang). Im weiteren Verlauf des Seitenbesuchs wird die Informationsaufnahme selektiver. Der Nutzer fokussiert seine Aufmerksamkeit auf die Seitenelemente, die ihm für die Erreichung seines Ziels Erfolg versprechend erscheinen. In dieser Phase betrachtet der Nutzer vor allem Elemente, die der Navigation dienen oder eine hohe Informationsdichte haben.

Wie man das Wissen über die beiden Phasen der Informationsaufnahme dazu nutzen kann, Nutzer visuell durch eine Seite zu führen, beschreibe ich in einem Beitrag über das visuelle Guiding.